Holzwirtschaft
und Holzforschung
Deutsche
Gesellschaft für Holzforschung, Postfach 31 01 31, D-80102 München, Tel.
089/516170-17
Pressemitteilung vom 26. November 2001
Holzwerkstoffrecycling durch thermohydrolytische Spaltung
Verfahren ermöglicht gesetzlich vorgeschriebene Wiederverwertung -
Forschungsprojekt der Pfleiderer AG
München.- Abfälle, die mehr als fünf Prozent organisches Material
enthalten, dürfen ab 2005 nicht mehr auf Deponien entsorgt werden. Dazu gehören
auch Holzprodukte und Holzwerkstoffe. Die Pfleiderer AG hat ein Verfahren
entwickelt und in einer Funktionsmusteranlage angewandt, in der gebrauchte
Holzwerkstoffe wieder aufbereitet und ohne Energieverluste erneut der
Produktion zugeführt werden können. Das Forschungsprojekt wird vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunkts
"Integrierter Umweltschutz im Bereich der Holzwirtschaft" gefördert.
Am Pfleiderer-Standort Rheda (Nordrhein-Westfalen) entstand unter Anwendung
bereits patentierter Verfahren des Unternehmens eine
Spanplatten-Recycling-Funktionsmusteranlage, die eine kontinuierliche
thermohydrolytische Spaltung im geschlossenen System ermöglicht. Das so
gewonnene Spanmaterial soll vor Ort ohne Energieverluste direkt der
ebenfalls kontinuierlichen Spanplattenherstellung zugeführt werden. Der
Einsatz des Verfahrens ist grundsätzlich in jedem Spanplattenwerk möglich.
Mit der Thermohydrolyse können alle auf Basis von Harnstoffharzen
hergestellten Spanplatten - das sind über 90 Prozent - wieder verwertet
werden. Zunächst werden sie mechanisch zu Bruchstücken von einigen
Zentimetern Größe vorgebrochen. Magneten und Suchspulen entfernen anschließend
Verunreinigungen. Nun folgt die eigentliche thermohydrolytische Spaltung in
einem geschlossenen System unter gesättigter Wasserdampfatmosphäre bei
Temperaturen von 120 bis 180 Grad Celsius. Unter diesen Bedingungen spaltet
sich das Harnstoffharz in seine Komponenten, so dass sich der Zusammenhalt
in der Platte auflöst und die Späne sich trennen.
Die benötigte Aufschlusszeit kann verkürzt werden, indem die Bruchstücke
gedämpft oder mit Wasser vorgequollen werden. Anschließend werden weitere
freigesetzte Fremdstoffe sowie Beschichtungsmaterial mittels einer
Siebeinrichtung beziehungsweise einer nachgeschalteten Suchspule und
Magneten von den Recyclingspänen getrennt.
Um alle Arbeitsschritte kontinuierlich durchführen zu können, entwickelte
Pfleiderer eine Prozesstechnologie, bei der die einzelnen Arbeitsschritte in
mehreren hintereinander geschalteten druckdichten Rohrschnecken erfolgen.
Diese sind dabei als Abzugs- und Stopfschneckenförderer mit stirnseitigem
Auslauf und vorgeflanschtem Rohrstutzen ausgebildet, um an jeder Stelle die
notwendigen Temperatur- und Druckverhältnisse erreichen zu können. Die
beim Aufschluss entstehende Abluft wird einer thermischen Nachbehandlung
unterzogen, wobei die Abluftbestandteile zu Wasser und Kohlendioxid
aufgespalten werden.
Das erhaltene Spanmaterial entspricht in seiner Qualität Frischspänen und
kann wie diese mit handelsüblichen Bindemitteln zu neuen Holzwerkstoffen
verleimt werden. Anhaftende Reste des alten Bindemittels können dabei
reaktiviert werden und bewirken so einen geringeren Verbrauch an neuem
Bindemittel, wodurch Kosten reduziert werden können. Ein weiterer
entscheidender Vorteil des Verfahrens ist die Möglichkeit, das Spanmaterial
ohne Temperaturverluste direkt dem kontinuierlichen Produktionsprozess zuzuführen.
Im vergleich zu diskontinuierlichen Verfahren kann somit der
Energieverbrauch wesentlich gesenkt werden.
Im Rahmen des Förderschwerpunkts "Integrierter Umweltschutz im Bereich
der Holzwirtschaft" fördert das BMBF Forschungsarbeiten in den
Bereichen Holzwerkstoffherstellung, Holzbau, Sägewerke, Holzvergütung und
Klebetechnik. So sollen die umweltgerechten Anwendungsmöglichkeiten des
nachwachsenden Rohstoffs Holz aufgezeigt und genutzt werden. Über dieses
und weitere Projekte innerhalb des Förderschwerpunkts informiert die
Website www.holz-und-umwelt.de,
die im Rahmen des projektbegleitenden Wissens- und Technologietransfers
durch die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung erstellt und gepflegt
wird. Dort sind auch die Adressen und Ansprechpartner der jeweiligen
Zuwendungsempfänger beziehungsweise Projektbearbeiter zur Kontaktaufnahme
sowie umfangreiche Links zu Forschungsinstituten und Unternehmen abrufbar.
Ansprechpartner für die Medien:
Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V.
Helmut Stoll
Bayerstraße 57 - 59
80335 München
Tel.: 089/51 61 70 - 17
Fax: 089/53 16 57
E-Mail: h.stoll@dgfh.de
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