Holzwirtschaft
und Holzforschung
Deutsche
Gesellschaft für Holzforschung, Postfach 31 01 31, D-80102 München, Tel.
089/516170-17
Pressemitteilung vom 27. September 2001
Holzspäne emissionsarm trocknen
Kreisgas-Trocknungssystem mit überhitztem Wasserdampf - Anschließende
Terpengewinnung erweitert Wertschöpfungskette - Forschungsverbund des
Fraunhofer Instituts für Holzforschung und des Clausthaler
Umwelttechnik-Instituts.
München.- Die Trocknung der Holzspäne ist ein energie- und
emissionsintensiver Prozessabschnitt bei der Herstellung von Spanplatten.
Das Fraunhofer Institut für Holzforschung, Wilhelm Klauditz Institut (WKI),
Braunschweig sowie das Clausthaler Umwelttechnik-Institut GmbH (CUTEC),
Clausthal-Zellerfeld entwickeln Verfahren entwickelt, wie diese Trocknung
energiesparend erfolgt und im Anschluss Wertstoffe - vor allem Terpene - aus
dem Trocknungsmedium gewonnen werden können. Das Forschungsprojekt wird vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunkts
"Integrierter Umweltschutz im Bereich der Holzwirtschaft" gefördert.
Bislang werden zur Holztrocknung sogenannte Durchlaufsysteme eingesetzt. Das
dabei entstehende geruchsintensive Wasserdampf-Luftgemisch enthält neben
Wasserdampf Holzinhaltsstoffe wie Terpene, Wachse oder Harze, die auch als
Wertstoffe angesehen werden können. Diese sogenannten Brüden werden nach
entsprechender Reinigung über den Kamin in die Umgebung ausgestoßen. Ihre
Inhaltsstoffe führen zu behördlichen Auflagen und Betriebseinschränkungen.
Das WKI entwickelte gemeinsam mit der SwissCombi W. Kunz dryTec AG ein
Kreisgas-Trocknungssystem. Dabei wird anstelle von trockener Luft überhitzter
Wasserdampf zur Trocknung eingesetzt. Im Vergleich zu konventionellen
Trockneranlagen ist die Abgasreinigung prozessintegriert: entstehende Abluft
wird vor der Abgabe an die Umwelt in der Brennkammer thermisch behandelt.
In dem innovativen Trocknungsprozess wird das Trocknungsgas über einen
neuartigen Gas-Gas-Wärmetauscher erhitzt. Das heiße Gas strömt in ein
Drehrohr und treibt das in den Holzspänen enthaltene Wasser aus. Die
Anreicherung des Wasserdampfs im kreislaufgeführten Trocknergas bewirkt
eine verbesserte Wärmeübertragung. Durch die Kreislaufführung wird das
Abluftvolumen um 60 Prozent verringert und erheblich Energie eingespart. Ein
Teil der Brüden wird dem Kreislaufprozess entzogen und in die
Prozessfeuerung eingespeist. Die Trocknung im Kreislauf ermöglich zudem,
ein Kondensat abzuscheiden, aus dem in einem eigenen Prozessschritt die
darin enthaltenen Terpene als Rohstoffe für die Lack- und
Duftstoffindustrie gewonnen werden können.
Diese neuartige Technik wird großtechnisch an der Anlage Uelzen der Anton
Heggenstaller AG getestet. Dabei konnten etwa 15 Prozent der benötigten
Heizenergie eingespart werden. Außerdem wurde das Abluftvolumen um die Hälfte
reduziert und die ausgestoßenen Schadstoffmengen deutlich verringert. Daher
sind auch keine zeitlichen Betriebsbeschränkungen mehr notwendig. Die
Konzentration fester Bestandteile in der Abluft lag unterhalb der
Nachweisgrenze. Aufgrund des besseren Wärmeübergangs beim Einsatz von überhitztem
Wasserdampf als Wärmeenergieträger stieg zudem der Spänedurchsatz: Die
Kapazität der Anlage erhöhte sich um etwa 30 Prozent.
Im Wasserdampf werden die freigesetzten Holzinhaltsstoffe wie Terpene,
Wachse und Harze sowie die Zersetzungsprodukte Alkohole, Aldehyde und
Carbonsäuren gebunden. Das CUTEC-Institut erprobt in diesem Zusammenhang
Verfahren für die Aufbereitung der Kondensate zur Gewinnung von Wertstoffen
- vor allem Terpenen. Hierfür werden die Zentrifugation, die Trennung durch
Membranen und die Vakuumdestillation auf ihre Eignung getestet. Parallel
dazu wird die Fraktionierung der Trocknerbrüden in Holzstaub und Harze
einerseits und Terpene andererseits untersucht.
Der wirtschaftliche Erfolg hängt im Wesentlichen von der Konzentration und
der Qualität der abgetrennten Terpenfraktion ab. Daneben ist zu klären,
inwieweit im industriellen Einsatz mit unterschiedlichen Holzsorten eine
gleichbleibende Reinheit der Terpene gewährleistet und eine Vermarktung
gesichert werden kann. Laufende Untersuchungen klären ferner, ob zusätzlich
eine Nutzung des aufbereiteten Kondensats als Ersatz für Frischwasser in
den nachgeschalteten Produktionsschritten der Holzwerkstoffindustrie möglich
ist.
Bereits in der Industrie bestehende Trockneranlagen können durch
Kreisgas-Trocknungssysteme ersetzt und modular mit
Rohstoffverwertungsanlagen beispielsweise zur Terpengewinnung verbunden
werden. Holzwerkstoffhersteller können so energiesparender und
umweltschonender arbeiten, gleichzeitig ihre Produktion steigern und zudem
mit neuen Rohstoffen für andere Industriebereiche die Wertschöpfung der
Holzwerkstoffproduktion erweitern.
Im Rahmen des Förderschwerpunkts "Integrierter Umweltschutz im Bereich
der Holzwirtschaft" fördert das BMBF Forschungsarbeiten in den
Bereichen Holzwerkstoffherstellung, Holzbau, Sägewerke, Holzvergütung und
Klebetechnik. So sollen die umweltgerechten Anwendungsmöglichkeiten des
nachwachsenden Rohstoffs Holz aufgezeigt und genutzt werden. Über dieses
und weitere Projekte innerhalb des Förderschwerpunkts informiert die
Website www.holz-und-umwelt.de,
die im Rahmen des projektbegleitenden Wissens- und Technologietransfers
durch die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung erstellt und gepflegt
wird. Dort sind auch die Adressen und Ansprechpartner der jeweiligen
Zuwendungsempfänger beziehungsweise Projektbearbeiter zur Kontaktaufnahme
sowie umfangreiche Links zu Forschungsinstituten und Unternehmen abrufbar.
Ansprechpartner für die Medien:
Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V.
Helmut Stoll
Bayerstraße 57 - 59
80335 München
Tel.: 089/51 61 70 - 17
Fax: 089/53 16 57
E-Mail: h.stoll@dgfh.de
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